Die heilige Stadt ist und hat etwas besonderes. Sie schützt ihre Bewohner, weil in ihren Mauern der Friede regiert und weil sie das heiligt, was Würde hat und nicht zerstört werden darf.
Die heilige Stadt ist nicht Jerusalem oder Mekka, nicht Rom und nicht Konstantinopel. Mögen diese Städte uns noch so sehr an das „Heilige“ erinnern, von dem sie zu erzählen wissen.
Die heilige Stadt ist nicht von dieser Welt, auch wenn wir in unserer Welt heilige Städte benennen, weil in ihnen, aus historischen Wurzeln gewachsen, außergewöhnliches geschehen ist.
Das Heilige wird als wertvoll gewürdigt, so dass seit Jahrhunderten Menschen heilige Städte aufsuchen, um in ihnen dem Heiligen näher zu sein. Doch kritisch angefragt: Kommt man heiliger aus einer heiligen Stadt heraus, als man hineinging?
Das Wort heilig bezeichnet in seiner Geschichte, vom hebräischen qadosch, über das Lateinische sanctus, bis hin zum griechischen hagios etwas, das abgesondert von allem Unreinen ist. Heilig ist deshalb nur in und mit Gott selbst zu identifizieren. Er sagt seinem Volk: „Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott.“ Israel, das Gottesvolk, soll heilig leben, abgesondert von allem, was unrein ist und Verunreinigung hervorbringt, sobald man mit ihm in Berührung kommt. Die heilige Stadt bewahrt das Heilige, weil in ihr Gott das Regiment hat.
Wir suchen in unserer zunehmend „verunreinigten“ Welt, deren Verunreinigter in vielfältiger Gestalt auftreten, denken wir z.B. an die Verbreitung von Missgunst, Mobbing, Machtmissbrauch, Angst und Krieg. Das Heilige, das Reine, dass, was Glück und Würde beinhaltet und erhält, wo ist es zu finden? Einmal in der Nähe zu Gott, die durch die „Tür“, die Jesus Christus, sein Sohn für uns ist, erlebt werden kann. Zum anderen in der realen Hoffungsperspektive, die bereits das Erhoffte sieht und sich darüber freut. So geht es dem Seher Johannes! Er sieht die heilige Stadt Jerusalem, die ihm und seinen Zeitgenossen bedeutungsvoll ist, weil sie von ihr, in der ihnen bekannten religiösen Überlieferung, bereits etliches vernommen haben.
Die Hoffnung auf die heilige Stadt ist berechtigt. Wir sehnen uns danach, weil wir in unheil-vollen Städten ausharren müssen, obwohl wir uns nach Frieden, Gerechtigkeit und Freude ausstrecken. Für Johannes wird der Wunsch im Traumgesicht real. In ihm wird das Geschenk der heiligen Stadt durch Gott selbst überreicht. Vorbereitet wunderbar, wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam schmückt, so dass er überrascht, erfreut, ergriffen und begeistert sich seiner Braut nähert. Die Hoffnung auf Frieden in Stadt und Land, in Familien, Schulen und an Arbeitsplätzen ist berechtigt. Sie wird aber nicht real, wenn das Unreine, das Zerstörerische nicht überwunden wird. Erst wenn das geschehen ist, hat das Heilige Kraft, um zur Entfaltung zu kommen. Gott kommt vom Himmel auf die Erde, der Advent Gottes kündigt sich an, auch im Traumgesicht des Johannes. Welchen Traum von Frieden sehen wir, damit das Heilige sich offenbaren kann? Wenn wir darüber nachdenken, spüren wir Abschattungen vom Herabkommen der neuen, heiligen Stadt, in der wir ohne Angst, ohne Trauer und ohne Leid leben dürfen. Ist das Utopie? Nein! Können wir den Traum selbst verwirklichen? Nein! Seine Realisation ist ein Gnadengeschenk Gottes für alle, die sich um seinetwillen von allem Unreinen trennen.
(krb)
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1 Vgl. 3. Mose 19,2.
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Wenn das, was in der Innenperspektive unserer Person erlebt, gedacht, befürchtet oder erspürt wird offensichtlich bzw. eindeutig nach außen in Erscheinung träte, wären wir sicherlich beschämt. Auch wenn nonverbal Signale über Mimik und Gestik, Körperhaltung und Vermeidungsverhalten anderen in unserer Umgebung auffällig erscheinen mag, so ist die Deutung dessen, was in uns vorgeht hypothetisch. Wenn zudem bedacht wird, dass der Mensch sich selbst als Person immer mal wieder fragwürdig ist, dann erscheint mehr Verborgenheit als Offenheit vorzuherrschen. Nicht umsonst sind wir auf das Gespräch mit einem Gegenüber angewiesen, um der inneren Unklarheit oder sogar der inneren Zerrissenheit wieder mit Gewissheit, um das eigene Wollen und Handeln, begegnen zu können.Das Bekenntnis des Psalm-Sängers David enthält beide Seiten der „Medaille“ unserer Hoffnungen und Befürchtungen. Einerseits das Wissen um das Offensein gegenüber Gott, das Erschrecken auslösen kann, weil man durchleuchtet, ertappt und erkannt ist. In diesem Bewusstsein ist die Erkenntnis: „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. (…)“1 , formuliert. Andererseits, so David, die Gewissheit, dass Gott alles Sehnen und Seufzen der Person des Individuums kennt. Das erspart die Suche nach dem angemessenen Ausdruck bzw. die Verzweiflung zur Sprache zu bringen, was quält – das Ersehnte ist hingegen besser zu verbalisieren.Wenn für Gott das Wesen der Person des Einzelnen transparent ist, dann können Menschen ihm nichts vormachen. Dann haben sie die Chance Hilfe bei Verzweiflung und berechtigtes Hoffen auf Erfüllung ihrer tiefsten Sehnsüchte zu erhalten. Warum? Weil sich Gott als Schöpfer des Menschen offenbart. Weil Gott in Jesus Christus jedem antwortet: Du bist geliebt, das bist du für mich, von mir! Gottes Liebe schließt die Chance zur Lebensänderung ebenso ein, wie die der dann zu erfahrenen Lebenserfüllung.Wiederum bezeugt David: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht.“2 Licht schafft Einblick, Licht offenbart, Licht durchleuchtet, Licht hebt Dunkelheit auf – Licht stellt aber auch bloß, so dass das dann zu Sehende unausweichlich vorhanden ist. Ist es nicht beruhigend, dass keine Person vor einer anderen so offenbar, so durchleuchtet erscheint wie vor Gott? Wie würden wir Menschen versucht sein das Geoffenbarte zu missbrauchen oder vor dem Offenbaren des anderen zu flüchten, weil es uns erschreckt, weil wir es nicht aushalten können.Das Geoffenbarte der Person bei Gott geschützt und zugleich bei ihm wiederum für andere verborgen. Deshalb ist das Bekenntnis des David hilfreich, weil es in dem Wissen um völlige Transparenz seiner Person vor Gott weiß und gerade deshalb zu ihm kommt und von ihm Weisung und Hilfe für sein Leben erbittet.Wohl uns, wenn wir David hierin folgen und ebenso wie er, von Gott Hilfe, Rat und Segnung erbitten.
(krb)
1 Vgl. Psalm 139,7+8 und ff.
2 Vgl. Psalm 36,9
Der Textzusammenhang in dem o.g. Monatsspruch betont, dass alles Vorhaben oder Tun des Menschen seine Zeit hat. Es gibt Zeit für Geburt und Zeit zum Sterben, Zeit zum Pflanzen und Zeit zum Ausreißen des Gepflanzten. Die Definition dessen, was Zeit benötigt und in der Zeit getan wird, hat jeweils Positiva und Negativa im Blick. Demnach eine sehr realistische Sicht auf das Tun in der Zeit, so dass die Frage logisch folgt, die lautet: „Welchen Gewinn hat also der Schaffende bei dem, womit er sich abmüht?“1 Die Antwort wird verschoben, dafür aber ein Blickwechsel vorgenommen, der sich auf Gottes „Schaffen“ konzentriert.Gott scheint nicht in der Wechselspannung von Positivem und Negativem sein Werk zu tun. ER hat alles schön/gut gemacht und zwar zu seiner Zeit. Wer das liest und zugleich an den Schöpfungsbericht aus dem Alten Testament2 denkt, findet die Aussage des Königs Salomo bestätigt.Bis in unsere Zeit gilt, dass die Schöpfung schön, wunderbar und insgesamt gut ist. Das Aufblühen der Pflanzen, Tiere und Menschen bestätigt das.Können wir das noch wahrnehmen ohne zugleich ein aber hinzuzufügen, das darauf verweist, dass es auch ein Schwachwerden, Verblühen und schließlich Sterben gibt? Ohne diesen Sachverhalt zu leugnen ist es zunächst entscheidend, sich an Gottes guter, schöner, ihn verherrlichenden Schöpfung zu erfreuen. Wer das tut, wird von der ihm entgegenkommenden Schönheit beeindruckt, beglückt und beschenkt. Wer sich häufig und viel in der Natur aufhält, dem sind Resonanzen bewusst, die die Natur für uns Menschen bereitstellt.Die Schönheit der Schöpfung ist endlich und immer wieder von Prinzipien des Lebendigen abhängig. Wo diese fehlen, sterben die Geschöpfe früher, als wenn sie vorhanden sind (Wasser, Licht, Sonne, Nährstoffe etc.).Weil alles Leben endlich ist, ist die Sehnsucht nach Unendlichkeit groß. Zumal immer dann, wenn das Schöne, Gute und Wunderbare von uns aufgenommen und gleichzeitig bewusst wird, dass all jenes sterblich ist.Ist es nicht ein Gnadengeschenk, dass die Ewigkeit schöpfungsbedingt dem Menschen mitgegeben ist? Das bedeutet doch, dass Ewigkeit der Vergänglichkeit entgegensteht. Wenn das so ist, dann ist die Sehnsucht nach ewiger Schönheit der jetzt schon wahrgenommenen guten Schöpfungen Gottes gegründet auf die Hoffnung, sie jenseits des Todes neu zu erleben.Wie die Schöpfung entstanden ist, welche Intelligenz dazu nötig war, um sie in ihrer Diversität zu erschaffen, bleibt dem Menschen verborgen. Alle hierzu vorgelegten Theorien bleiben Hypothese. Wir Menschen sind selbst in unseren Kreationen angewiesen auf das Vorbild, das uns die Natur zeigt. Jeder Naturwissenschaftler weiß, dass im Reich der Natur noch vieles unerforscht ist und vieles von dem, was bereits erforscht wurde, wieder neue Überraschungen offenbart. Dem Menschen bleibt Gottes Tun verborgen. Das Ergebnis seines Tuns und Lassens hingegen ist wahrzunehmen, wenn Gott als Geist ernstgenommen wird und in seiner Person ein Gegenüber zum Menschen sein kann, dem dieser Existenz, Ehre und Wertschätzung zuerkennt. Je mehr das geschieht, umso mehr verändert sich die Sicht des Menschen auf die Ereignisse in der Natur und unter seinesgleichen auf der Welt.
(KRB)
​1 Prediger 3,9.
2 Mose 1-2,4
Monatsspruch
Juni
Mose sagte: Fürchtet euch nicht!
Bleibt stehen und schaut, wie der Herr euch heute rettet!
2. Mose 14,13
Der Kontext zu dem Text aus Exodus zwei ist spektakulär. Der Pharao von Ägypten, der gezwungen wird das Volk Israel mit seinem Führer Mose aus seinem Land gehen zu lassen, ändert seine Meinung und jagt ihnen mit seinem Militär hinterher. Sie kommen nah an die Israeliten heran. Das Volk steht vor dem roten Meer, hinter ihm das Heer der Ägypter. Aussichtsloser kann es für das Volk nicht sein. Die Furcht, zurück in die Sklaverei getrieben zu werden, ist real.
Protest gegenüber Mose wird laut. Moses Führungsziel wird angezweifelt und negiert: „Wir wären besser Sklaven der Ägypter, als dass wir hier in der Wüste umkommen.“ [1] Die Furcht des Volkes ist berechtigt, ebenso ihre Tendenz zu fliehen. Kommt in dieser Situation das Wort des Mose nicht quer zu ihrem Bedürfnis nach einem Ausweg mit Erfolg.
Stehenbleiben ist jetzt angesagt. Aber nicht einfach so, sondern mit der Perspektive der Hoffnung auf Rettung, auch wenn sie aussichtlos erscheint. Warten mit Furcht und Zittern, geht das in Anbetracht der immer näherkommenden Gefahr?
Wenn man den weiteren Verlauf der Geschichte [2] liest, wird das Warten auf die Hilfe Gottes, JAHWE‘s, erfahrbar. Sie kommt zur rechten Zeit, evtl. sogar im letzten Augen¬blick. Aber sie kommt und mit ihr das Wunder der Errettung, der Erlösung von ihrer Furcht.
In vielen Jahrzehnten der Jesusnachfolge kann ich aus meinem Leben belegen, dass es auch heute, im 21. Jahrhundert, real und lohnend ist, Gottes Hilfe zu erwarten in der Hoffnung stehen zu bleiben, dass die Wende kommt, dass das Elend ein Ende hat, dass die Zusagen in den Verheißungen Gottes nicht blauer Dunst oder gar plumpe Angebote ohne Realitätsbezug sind.
Wenn wir das Wunder von damals, am roten Meer, auf unsere Zeit übertragen, so gibt es aktuell viele Situationen, in denen Menschen verzweifelt sind und zu Recht Furcht erleben.
In derartigen Situationen ist das Stehenbleiben fast unmöglich. Aber dennoch: Es ist möglich, wenn sich mit dem Warten der Blick auf Gott, auf seine Allmacht und Weisheit gerichtet ist. Dadurch wird menschliches Handeln nicht überflüssig. Es ist gefragt, solange es etwas bewirkt. Wenn aber alles menschliche Ringen um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sich im Kreis dreht und nicht zum Ziel kommt, dann gilt es umso mehr den Blick zu erheben und Gott Beachtung zu schenken und mit ihm zu rechnen.
Das sollten wir persönlich und gesellschaftlich ernsthaft wieder tun, damit Wunder zur Verherrlichung Gottes real werden. In und an ihnen können wir Menschen uns freuen und glücklich wissen, weil durch Gottes Wunder das Wunder des Lebens seine Kraft, Bestätigung und Zuversicht erhält. (KRB)
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[1] 2. Mose 14, 12b.
[2] 2. Mose 14, 21-31.
Mai
“Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht über mich haben.“
1. Korinther 6,12
Der Körper ist Ausdrucksmittel für die Person, die in ihm lebt.1 Wer das verstehen, dem erscheint es als wunderbar, dass uns ein höchst funktionaler Körper gegeben ist. Er nimmt Reize aus der Umwelt und solche von der Person, die ihn „bewohnt“, auf und setzt sie um.
Die Sinnesorgane, das Gehirn, das Nervensystem, die Hormone und all jene Organe, die die Funktion des Körpers sichern (Herz, Nieren, Leber, Magen, Darm, Haut etc.) sind andererseits an Gesetze gebunden, damit umfänglich die Person sich zeigen, mitteilen und schließlich im Feedback für sich selbst dazu kommt sich zu erleben und zu versehen.
Wenn Paulus im sechsten Kapitel seines Briefes an die Gemeinde in Korinth über den Körper schreibt, so gibt er grundsätzlich zu verstehen, dass mit und durch ihn alles erlaubt ist, wozu er fähigt ist und was ihm die Person (Ich), das individuelle Subjekt zu tun „befiehlt“. Allerdings lehrt die Erfahrung, dass dabei nicht immer nur Gutes geschieht und erlebt wird. Dagegen ist nichts einzuwenden, weil jede Person Erfahrungen macht, von denen gesagt werden kann, dass es zwar gut gemeint, aber nicht gut geworden ist.
Das Gute wird bei Paulus ins Verhältnis zu Gott, dem Schöpfer des Körpers und der Person, die ihn besitzt, gestellt. „Vielmehr wurde auch unser Körper zum Dienst für den Herrn geschaffen."2 Damit sieht Paulus das Gute im Kontext der Schöpfungsordnung verankert. Der Körper ist nicht nur Mittel zur Erfüllung der ihn von der Person erreichenden Impulse und so Ausführung derselben, sondern ein doppeltes Wunderwerk - Beweis von Gottes Allmacht und Weisheit und zugleich ein zu gestaltendes Äußeres, welches die Person erscheinen lässt, die ihn für ihr Selbstverständnis in Anspruch nimmt. Demnach ist alles erlaubt mit dem Körper zu tun, was nicht die Gemeinschaft mit Gott unterbricht oder gar zerstört. Im Gebrauch des Dienstes für sich selbst und für andere ist es gut. Im Einsatz zur Zerstörung des eigenen Selbst und des anderen ist es nicht gut, sondern fehlgeleitet.
Ferner ist alles erlaubt, was im Erleben die Freiheit der Person und dessen Willen nicht manipuliert oder gar versklavt. Alles, was süchtig macht und alles, was in seiner Folge Unfreiheit bedeutet, ist nicht gut.
Paulus gibt den Empfängern seines Briefes ein kluge und pragmatisch anzuwendende Handlungsanweisung. Wir sind klug, wenn wir uns danach richten.
Zu überprüfen, ob gut ist, was die Person mit und durch ihren Körper tut oder lässt, ist durch die Beobachtung möglich, die sich die Frage stellt, ob das Machtverhältnis sich verschoben hat: Von der Person in Anwendung ihres Körpers oder von ihrem Körper auf die Person, so dass sie sich der „Körpermacht“ nicht mehr erwehren kann. Süchte jeder Art verschieben die Machtverhältnisse ferner alles, was fremdbestimmt, ohne persönliche Zustimmung hingenommen wird.
(KRB)
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[1] Vgl. Klaus Rudolf Berger: Sich selbst verstehen fördert personale Identität. Lemgo 2022.
[2] 1. Korinther 6, 13b.
April
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“
1. Petrus 3,15
Die Bereitschaft für das einzustehen, was man denkt, tut oder unterlässt ist eine nicht mehr selbstverständliche Haltung in unserer Zeit. Das Einfordern von Rechten dominiert vor der damit einhergehenden Einsicht in Pflichten. Was den einzelnen, wie die gesamte Gesellschaft damit schwächt, weil der Anschein erweckt wird, dass jeder, nach dem Selbstverständnis seiner Identität, tun und lassen kann, was ihm beliebt.Der Apostel Petrus richtet sich in seinem Brief an Christen. Er fordert sie dazu auf Rede und Antwort zu geben, wenn sie angefragt sind, was die Hoffnung in ihrer Christusnachfolge bedeutet. Anders gesagt: Was bewegt Christen Hoffnung gegen Verzweiflung, Hoffnung gegen Untergangstimmung und Hoffnung über den Tod hinaus zu haben? Hoffnung ist in ihrer grundsätzlichen lebensbestimmenden und lebenserhaltenden Dimension angefragt. Besonders dann, wenn Weltuntergangsstimmung vorherrscht, wenn das Destruktive stärker zu sein scheint als das aufbauend Gute, in der Art von Gerechtigkeit, Freiheit, Wahrheit, Frieden und Liebe.Besonders nach der Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist Hoffnung im Zeichen von Kreuz und dem Durchbruch zum Sieg über alle Höllen und Teufel dieser Welt und des Diabolos in Person gegeben. In diesem Bewusstsein steht Hoffnung für ein lebenswertes Leben, für die Berechtigung nicht an der Ungerechtigkeit, der Unfreiheit, der Lüge, dem Unfrieden und dem Hass zu verzweifeln, sondern allezeit daran festzuhalten, dass der errungene Sieg alle Hoffnung wert ist, weil er sich letztlich als solcher erweist.Hoffnung beinhaltet Vertrauen und Glaube. Hoffnung wird nicht diskreditiert, auch wenn es die Ungeheuer in Menschengestalt zu allen Zeiten in ihrem Umfeld anders zu beweisen suchen. Die Macht der Mächtigen ist gebrochen, weil sie nicht den Sieg erringen, ohne für Tod und Verderben zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ihre Angst vor Machtverlust ist bereits ein Indiz dafür, dass ihre Tage gezählt sind.Hoffnung den Hoffnungslosen, Frieden den Vertriebenen, Gerechtigkeit denen, die Unrecht erdulden, Liebe für die, die sich ungeliebt sehen – all das ist in der Hoffnung eingefangen, die all jene erleben, die an die Befreiung von Sünde und Schuld vor Gott durch Jesus Christus wissen und sich danach sehnen.Wie gut, dass Petrus das von Christen einfordert, was nur sie, weil sie es persönlich erlebt haben, weitergeben können: Hoffnung und Erfüllung eines sinnvollen und schließlich ewigen Lebens. Letzteres wird die Belohnung für nicht aufgegebene Hoffnung im Diesseits sein.(KRB)